Liedertexte und Weisheiten
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ich war heute etwas an der sonne, und sie schien mir am besten an der u-bahnstation, dort läßt sich gut menschen beobachten wie sie aus dem schlund herauskommen ans licht, auf den bus warten oder sich verteilen.
eine gruppe von verwirrten schülern die ihren abschluß in wien "feierten", so stand es jedenfalls auf den sweatern den jeder anhatte, etwas von "wir feiern abi 2007" und darunter die namen aller schüler oder so ähnlich, ich war froh nicht dazuzugehören, das wäre mir schon als schüler peinlich gewesen, diese uniformierung und nach feierlaune sahen sie wirklich nicht aus, aber gut, jeder versteht unter feiern halt was anderes.
etwas peinlich war mir aber der geruch nach urin der in der luft lag, ich denke mir das sich die andern die an mir vorbeigehen denken ich wäre der grund dafür, ich denk jeder kennt das, aber es war die nähe der pissoirs, so stellte ich mich woanders hin.
warum erzähl ich das alles?
ach ja, deswegen.
ich beobachtete einen jungen schwarzen, dunkel wie ebenholz, kurze, dichte schwarze locken, ein kräftiges kinn mit vollen lippen und eine markante narbe auf der wange, sehe ich oft bei schwarzen, ich kombiniere immer gleich, kindersoldat oder stammesritual, vielleicht auch nichts von beiden, nur meine fantasie!
er hatte einen stapel zeitschriften in der hand und versuchte sie den leuten zu verkaufen, verzweifelt rannte er von einem zum anderen, egal ob oma oder frau mit kind, männer die mit versteinertem gesicht aus der u-bahn kamen, türken die sicher kaum lesen können, und er wirkte immer verzweifelter, keiner, aber wirklich keiner blieb auch nur stehen, manch einer wollte die zeitschrift reflexartig greifen wie man ein flugblatt nimmt aber als er sagt, zwei euro ließ es jeder sein und hetzte weiter, so wie die affen in afrika, die haltung passt auch dacht ich mir, so leicht gekrümmt, die aktentasche beim mann oder bei frauen das täschchen gekrallt wie ein affe die banane die er eben gestohlen.
der schwarze wurde immer frustrierter und gehetzter und er begann mir wirklich leid zu tun, sah ich doch in seinen augen soviel offenheit, unschuld, stärke und was weiß ich alles und ich dachte mir wäre ich seine mutter oder sein vater wie tät ich stolz auf so ein schönes kind sein, nur das beste würde ich ihm wünschen und erhoffen, alle liebe der welt soll er bekommen, muß er bekommen aber, hier steht er in wien, fernab der heimat umgeben von menschen die schwarzen gegenüber nicht gerade positiv eingestellt sind und seine zukunft ist ein fragezeichen, ein großes.
wie es kommen mußte erblickte er auch mich und kam, "two euro, please, i need this to survive, one euro is for me, one for the companie"in einem so weichen, sanften englisch das mir mein herz schmolz, ich erklärte "no, thank you, please dont take it personal, but there is so much to read those days i dont know what do to first, and the same for the people you ask, the dont need this, they dont need this, look, the come from the work and the want to go home in hurry", wissend, ich hab derzeit so wenig geld das mir jeder euro fehlt, er kam aus kenia, war zwanzig jahre alt, hab ich erfragt, ich konnte nicht anders und gab ihm zwei euro ohne die zeitschrift zu nehmen, würd ich ohnehin nicht lesen.
ich erzählte ihm noch eine wahre geschichte damit er auch was positives hört und zwar: ich kenne eine frau, sie ist lehrerin, vor jahren fragte sie ein junger schwarzer ob sie ein bischen geld hätte, er würde hungern, sie adoptierte diesen jungen und nun lebt er in sicherheit vor abschiebung, genießt eine ausbildung und ist seine ärgsten sorgen los, ist natürlich ein glücksfall, aber ich meinte, "not all people are bad", ich hielt seinen arm "take care, good by" wünschte ich noch und ging nachhause.
herold meinte am 24. Apr, 19:37:
wie schön wäre doch die welt, wenn es lauter solche menschen wie Sie gäbe .... 
creature antwortete am 24. Apr, 20:28:
es gäbe sicher noch sehr viele, die haben aber leider zuwenig zeit...:) 
twoblog meinte am 24. Apr, 23:53:
Warum gaben Sie ihm nur zwei Euro? 
creature antwortete am 24. Apr, 23:57:
mehr war nicht machbar... 
david ramirer meinte am 25. Apr, 10:58:
auch ich war zu einer unterdrückten minderheit am montag sehr nett: den kellnern.
nach meinem beitrag war ich am montag besonders auf diese geknechtete gattung aufmerksam und wurde im cafe hummel eines kellners gewahr, der niemals die in meinem beitrag beschriebenen eigenschaften gehabt hatte, seit ich dort bisweilen gast bin. als der kellner bei mir abkassiert hatte, und er am nebentisch gerade eine bestellung aufnahm, rief ich ihn spontan noch einmal zu mir:
ich: "herr ober!"
er: "ja, bitte?"
ich: "ich wollte ihnen nur sagen: sie sind super! der beste kellner, den ich kenne, und ich habe viel gesehen"
er: "ach, das ist nett. das tut dem armen kellnerherzen wohl"
ich: "so soll es auch sein" 
creature meinte am 25. Apr, 13:19:
zum meiner geschichte sei gesagt:
ich hab sie in der nacht geschrieben als ich nicht schlafen konnte, in wenigen minuten ohne nachzudenken.
beim nachträglichen lesen und fehler ausbessern dachte ich mir schon, mit fremden augen gelesen, was kann man nun darüber denken?
ja, politisch nicht ganz korrekt, ein überheblicher typ der da einem zeitungsverkäufer zwei euro gibt und dann noch darüber schreibt und sich als was besseres fühlt, dann stellt er das noch ins www. als interessiert das jemand.

wenn ich beginne nachzudenken was und wie ich schreiben soll muß ich aufgeben.
ich freue mich aber sehr über eure kommentare. 
xt600 meinte am 25. Apr, 22:33:
Der Zeitungsverkäufer ist per se super. Andere wiederum sind "Türken, die sicher kaum lesen können" oder benehmen sich wie Affen, die gerade eine Banane geklaut haben. Klingt wie Stammtisch, auch wenn dort vermutlich Jasmintee getrunken wird. 
creature antwortete am 25. Apr, 22:42:
mit dem nicht lesen können stimmt sehr oft, die frauen vor allem, das ist keine lüge.
und mit den affen, ist dir noch nie aufgefallen das manche menschen so gebückt gehen als würde es schütten oder hageln, obwohl die sonne scheint? das ist eine schlechte körperhaltung und nicht gesund obendrein.
stammtisch mag ich nicht, jasmintee schon ab und zu, da hast du recht... 
la-mamma meinte am 1. Mai, 21:50:
ad .. wenn ich beginne darüber nachzudenken,
was ich schreiben soll ...
auch dann hätte dein text für mich jede berechtigung gehabt, da zu stehen:
- du schreibst das so, dass es mir sehr viel ehrlicher vorkommt, als das meiste was ich da so lese
- die "schlechte behandlung" von schwarzen in wien (und sicher nicht nur hier) , sowie die nicht vorhandene integrationspolitik sind traurige tatsachen
und - mir gefällt auch der sog, den dieser text in sich hat, wenn ich ihn auch literarisch bewerte 
creature antwortete am 1. Mai, 22:38:
danke, la-mamma..:-) 
 

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