Liedertexte und Weisheiten
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steppenhund meinte am 14. Jul, 22:17:
advocatus diaboli
Ich traue mich das schreiben, weil mich der Blogbesitzer kennt.
Die Betonung des Jetzt ist nicht das Wesentliche - sage ich. Das Jetzt ist der Höhepunkt einer Glockenkurve, die sich aus der Vergangenheit in die Zukunft erstreckt.
Dieser Höhepunkt wandert - jede Sekunde. Wäre es denn sinnvoll das Jetzt so pointiert zu erleben, dass es nach einem Tag bereits Vergangenheit ist.
Ich versuche bei mir - in den Musikbeschreibungen - die Historie von Gefühlen aufzuarbeiten, die sich mit einem bestimmten Kunstwerk ergeben. Genau in dem Moment, in dem ich es höre, konzentriere ich mich auf die Musik, den Dirigenten, das Orchester, die Darsteller, die Sänger - und gleichzeitig wirkt eine Vergangenheit mit, die zwar nicht mehr so präsent ist, aber in der Summe doch ebenfalls viel mehr an Wirkung ausübt als es das erstmalige Erleben eines Werkes tut.
Auch der erste Sex mag noch so aufregend sein, erst die spätere Vertrautheit kann jene Hochstimmungen erzeugen, für die man einen Partner kennen muss und ihm blind vertrauen kann.
Jede Frau ist hübsch, wenn sie sich hübsch fühlt. Und das ist in der heutigen Zeit noch bis ins hohe Alter möglich. Es gibt mittlerweile genügend Schauspielerinnen, die das vorleben.
Und es sind nicht nur die Schauspielerinnen. Ganz stinkordinäre, normale Frauen ohne Lifting, ohne teures Makeup erlebe ich, in denen das Leben aus den Augen funkelt und ein äußeres Erscheinungsbild von der inneren Schönheit durchstrahlt wird.
Nein! Das mit dem Jetzt ist eine Schimäre.
Und ich glaube nicht, dass mir jemand vorwerfen kann, dass ich nicht "jetzt" lebe, obwohl ich viele meiner Erinnerungen preisgebe. 
creature antwortete am 14. Jul, 22:43:
ein beispiel:
es ist schon jahre her, ich fuhr mit einer ladung fremder leute, die ich bei einer lokaltour kennenlernte, im auto.
es war eine winternacht, es wurde so geredet über dies und das und einiges hatte einen negativen einschlag.
da war ein moment wo ich etwas ähnliche sagte wie, "ist das nicht schön, der schneefall, die nacht", das auto glitt lautlos, vom schnee gedämpft über die strasse und dieser moment hatte was magisches.
noch viele zeit später erinnerten mich manche an diesen moment, sie hatten ihn nicht vergessen, ich auch nicht.
vor einem jahr flog ich mit meiner damaligen freundin irgendwo über den ozean (wien-tel aviv), es war ein moment wo das flugzeug in der luft stillstand, nichts bewegte sich, die zeit war weg, ich fragte sie ob sie auch diese wahrnehmung macht, und ja, so war es.
solche momente sammle ich gerne, das gewahrwerden von augenblicken in der sich die welt in ihrer faszination offenbart, im banalen, alltäglichen, diese machen unsere existenz kostbar.
so will ich es gemeint haben, du kennst das sicher auch! 
steppenhund antwortete am 14. Jul, 23:57:
Doch das verstehe ich. Da stimme ich auch der Jetzt-Erfahrung zu. Sehr schwer, diese zu teilen. 
virtualmono antwortete am 15. Jul, 00:12:
Die Vergangenheit kann man wohl nie so ganz ausblenden - sowohl die angenehmen Erfahrungen als auch die "Narben" spielen zumindest unbewußt immer ins augenblickliche Erleben mit herein - wichtiger ist aber meiner Meinung nach, daß man sich von der Zukunft nicht ins Bockshorn jagen läßt, denn wer weiß schon was morgen sein wird? Ich sehe es so, daß man jeden Tag versuchen sollte, wenigstens ein Mal am Tag glücklich zu sein und abends mit einem Lächeln in Gedanken an diesen Moment einzuschlafen - davon abgesehen ist jeder neue Tag auch wieder ein neuer Anfang. 
steppenhund antwortete am 15. Jul, 09:33:
Eine solche Jetzt-Erfahrung habe ich jetzt gleich, bzw. kann schon die Vorfreude spüren. Sehr banal aber nichtsdestoweniger wirkungsvoll. Ein gemeinsames Frühstück mit Frau Columbo im Garten bei Sonnenschein. Etwas, was es in der Form nur vielleicht 5 mal im Jahr geben kann. (Unterschiedliche Arbeitszeit9
Da fühle ich mich wie im Urlaub.
Mein Vorposter hat das hoffentlich auch so empfunden:) 
Franz Kappes antwortete am 15. Jul, 09:40:
Gemeinsamens Frühstück bei Sonnenschein? 
steppenhund antwortete am 15. Jul, 10:03:
im Garten, mit zufrieden daliegendem Hund.
Mit Ei, Marmelade, Mokka, Tee ... 
creature antwortete am 15. Jul, 11:42:
eine kleine wespe kann diese idylle zur unangenehmen erfahrung werden lassen! 
steppenhund antwortete am 15. Jul, 12:18:
Tja, gab's keine. und Gelsen auch nicht. Die Gelsen hätten die Idylle zerstört. Eine Wespe würde noch keinen gefühlsmäßigen Abbruch bewirken. 

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