steppenhund meinte am 15. Aug, 22:30:
Verhärtung
Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nicht über das Leben beklage. Habe auch wenig Anlass dazu. Es gab auch schlimme Zeiten, doch meine Grundhaltung ist ähnlich wie sie in der Präsentation beschrieben ist.Ich fühle mich nur unbehaglich bei derartigen Darstellungen und ich möchte das an folgendem Beispiel sichtbar machen.
Es gibt das Buch "Seven Habits of Highly Effective People" von Stephen Covey. Bestseller, Pflichtlektüre für Studenten der Psychologie in den Staaten, übersetzt in unzählige Sprachen. Das Buch ist sehr gut und gibt viel Lehr- und Anhaltsstoff, wie man sein Leben gut in den Griff bekommt.
Nachtrag: als Service
Die Prinzipien:
1. Proaktiv sein — Prinzipien der persönlichen Vision
2. Mit dem Ziel vor Augen beginnen — Prinzipien der persönlichen Führungsstärke
3. Wichtigem den Vorrang geben — Prinzipien des persönlichen Managements
4. Beiderseitigen Vorteil suchen — Prinzipien zwischenmenschlicher Führungsstärke
5. Zuerst verstehen, dann verstanden werden — Prinzipien empathischer Kommunikation
6. Synergien suchen — Prinzipien kreativer Kooperation
7. Die Säge immer wieder schärfen — Prinzipien ausgeglichener Selbsterneuerung
Als ich es 2001 las, traf ich in Sonoma, Ca. (Das Zentrum des Nachbartals zu Napa-Valley, Wein, Wein, Wein) beim Friseur einen Mann, der einmal im Jahr Graz besuchte. Er war Komponist. Durch Zufall schilderte ich ihm meine Begeisterung über das Buch. Er blickte mich an und meinte: "Oh that masterpiece of American puritanism". Ich hatte das bis dahin nicht so betrachtet. Aber jetzt wusste ich, was mich bei all meiner Begeisterung gestört hatte. Es war der durchschimmernde Puritanismus, den ich wirklich nicht ausstehen kann. Es ist der Puritanismus von episkopälischen Priestern, die mich so nebenbei verführen oder missbrauchen wollen. Es gibt hinter all dem Guten die schwarzen Seiten, die aber nicht wahr gehabt werden wollen.
In der Präsentation orte ich Ähnliches. Wir wissen, wie wir auf Werbebotschaften reagieren. Die Schokolade schmeckt tatsächlich anders, wenn der Becher sehr unterschiedliche Merkmale aufweist. Da entsteht bei mir eine kognitive Dissonanz. Die Darstellung ist nicht schlüssig. Der Autor setzt sich über das, was nicht passt, hinweg, weil doch der Rest so schön ist.
Ich mache das auch manchmal. Selbst wenn ich es mache, nenne ich es Demagogie. Und Demagogie verabscheue ich, selbst wenn sie anscheinend für einen guten Zweck gebraucht wird.
Vielleicht wird jetzt meine erste Antwort klarer.
flyhigher antwortete am 17. Aug, 07:56:
Ich verstehe. Und es sei dir unbenommen. Wenn ich lang genug darüber nachdenke, hast du auch uneingeschränkt recht. Aber ist es nicht legitim, für derartige Aussagen manchmal einfach unschlüssige Dinge ausser Acht zu lassen? Oder sind dann solche Aussagen nur fürs einfache Gemüt gestrickt, die nicht lange genug nachdenken, um die Quintessenz als falsch zu erkennen?